Johanna Tinzl

HINWEIS zum Hörspiel Positionsmeldung

Im Hörspiel Positionsmeldung werden Sie eingeladen, einer bestimmten Wegstrecke nach Ansage zu folgen. Bitte beachten Sie, dass Sie bei dieser Begehung auf eigene Gefahr handeln und aufgrund der Wegenutzung keine Schadensersatzansprüche – weder gegen die beiden Veranstalterinnen des Ausstellungsprojektes MISSION W, Eva Engelbert und Katrin Hornek, noch gegen die Künstlerin Johanna Tinzl, die das Hörspiel Positionsmeldung entwickelt hat – geltend machen können.

Hiermit informieren wir Sie darüber, dass es sich bei dem genutzten Trampelpfad um keinen offiziellen bzw. gekennzeichneten Wanderweg handelt, sondern um einen Pfad, der im Wegeverzeichnis der Stadt Wien bzw. des Biosphärenparks Wienerwald nicht verzeichnet ist. Der Weg wird weder gewartet noch kontrolliert und könnte demzufolge schadhaft sein.

Des Weiteren möchten wir darüber informieren, dass für die Begehung des Trampelpfads, welcher zum Nordeingang des sog. Schirachbunkers führt, gutes Schuhwerk und Trittsicherheit erforderlich ist.

Mit dem Abspielen des Hörspieles Positionsmeldung erkläre ich, den Hinweis gelesen zu haben und dass ich darüber informiert wurde, dass die Begehung des Trampelpfads ausschließlich auf eigene Gefahr erfolgt.

JOHANNA TINZL
Positionsmeldung

Hörspiel und skulpturale Intervention
MP3-Player (sowie Download auf mission-w.net), Kopfhörer, 20 : 00 min
Stahlseil, Klemmen, Klebebänder, Messing, 120 x 5 cm / 100 x 5 cm

( … )
—Signation: Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck!
—K: Achtung, Achtung, hier Luftschutzsender Wien. Wir bringen in Kürze Luftlagemeldungen.
—K: Wir schalten um von Rundfunk auf Drahtfunk. Schon heulen die Sirenen. Machen Sie sich auf den Weg zu den Luftschutzbunkern! Ich bin die gesichtslose Stimme des Drahtfunks. Ich bin 20 Jahre alt. Die Frau des Kuckucks. Der Kuckuck von Wien. So nennen mich tausende Wiener und Wienerinnen. Ich mache hier meinen Kriegsdienst wie alle, die als Studierende der Uni Wien noch nicht im Dissertantenstudium sind. Für den allgemeinen Kriegsdienst wurden wir aus der Universität hinausgeschmissen.
—N: Sie junges Ding haben ja keine Ahnung, was wir für Schwierigkeiten mit dem Innenausbau des Bunkers haben. Für diese Räume wurde nach vielen Besprechungen und Verhandlungen endlich Anfang Jänner ’45 die Unterteilung festgelegt, mit der wir hier nun arbeiten. Überzeugen Sie sich selbst! Haben Ihr Smartphone oder Ihr Audio-Guide es geschafft, Sie ins Zimmer des Reichsleiters zu navigieren oder sind Sie bereits im Gau-Organisationsraum ?
( … )

Das Hörspiel Positionsmeldung führt entlang einer Linie durch den Wald, die mit der Abfolge der Räumlichkeiten des an der Oberfläche unsichtbaren »Gaubefehlsstands Gallitzinberg«, umgangssprachlich »Schirachbunker« genannt, korrespondiert. Als »Zentrum des Luftwarnsystems der Ostmark« wurde der Bunker zwischen 1942 und 1945 unterirdisch im Gallitzinberg angelegt.

1944 wurde im NS-Rundfunk der so genannte Kuckucksruf eingeführt. Dieser war noch kein Luftwarnsignal, sondern kündigte die Abschaltung des jeweiligen Radiosenders und die Einschaltung des Drahtfunks (vulgo: Luftschutzsenders) an. Wenn »Kuckuck, Kuckuck« im Radio erklang, riefen die Menschen einander zu »Der Kuckuck schreit !« und versuchten, vor dem darauffolgenden Luftschutzalarm so schnell wie möglich nach Hause zu gelangen oder sich an einem anderen Ort in Sicherheit zu bringen.

Nach der Befreiung Wiens 1945 wurden die Eingänge des Bunkers gesprengt; ihre Reste wurden 1989 vom heutigen Eigentümer, dem Forstamt der Stadt Wien, zubetoniert. Die skulpturale Intervention im Splitterschutzbunker ist eine akustische Referenz an die Zeit nach der Befreiung, als die Kirchenglocken wieder in ihre Türme zurückgekehrten, nachdem viele während des Krieges für die Waffenproduktion eingegossen worden waren.

Quellenangaben und weiter­führende Literatur:

—Originalpläne aus dem Wiener Stadt- und Landesarchiv ( MA 8 )
—Bezirksmuseum Ottakring ( Hrsg. ): Der Geheimnis umwobene Bunker am Gallitzinberg. Für den Inhalt verantwortlich: Robert Medek und Jochen Müller in Zusammenarbeit mit Marcello La Speranza. Booklet zur Sonderausstellung vom 5. November 2009 bis 27. Juni 2010, Wien 2009.
—Alexander Haide: Der Schirachbunker – Das Geheimnis im Wienerwald ( Kindle Edition ).
—Marcello La Speranza: Wiener Luftschutzräume, Wiener Geschichtsblätter, 52. Jahrgang 1997.

Hörspiel Positionsmeldung :

—Produktion
Florian Pfaffenberger

—Der Nazi
Michi Strasser

—Die Frau des Kuckucks
Barbara Kapusta

—Das Nachrichtenmädchen
Eva Engelbert

—Der Mädchenchor
Veronika Barnaš, Gabi Edlbauer, Elisabeth Greinecker, Marlene Hausegger, Martina Kigle, Eva Seiler, Johanna Tinzl

—Der amerikanischer Soldat
Nicholas Hoffman

—Der Rundfunksprecher
Florian Pfaffenberger