Ekaterina Shapiro-Obermair

EKATERINA SHAPIRO-OBERMAIR
Geführt

Lack auf Holz, Metall, 3 Skulpturen, jeweils 243 x 84 x 11 cm
HD-Video, 11 : 35 min

Die drei skulpturalen Displays verweisen auf einen Ort außerhalb des Wienerwalds – Gorki Leninskije bei Moskau. Die Ortschaft befindet sich 35 km von der russischen Hauptstadt entfernt und ist dafür bekannt, dass Wladimir Iljitsch
Lenin, der Anführer der Oktoberrevolution, im Januar 1924 auf dem gleichnamigen Landgut verstarb. Er hatte seine letzten Lebensjahre im dortigen Herrenhaus verbracht. Seit 1949 befindet sich in dieser Villa ein Museum, vormals eine der wichtigsten Stätten des Leninkultes in der Sowjetunion.

Im April 2014 habe ich mir eine Führung durch das Haus geben lassen. Ich war die einzige Besucherin und das Haus schien voller Geister zu sein. Allerdings zeugen die Räume nicht nur von der Anwesenheit Lenins, sondern tragen auch deutliche Spuren der Vorbesitzerin Sinaida Grigorjewna Morosowa-Reinbot, die nach der Oktoberrevolution von den Bolschewiken enteignet wurde. Die Witwe eines prominenten Kunstmäzens hatte den bekannten Jugendstilarchitekten Fjodor Schechtel engagiert und die Villa mit modernster Technik sowie einem Sammelsurium an teuren Möbelstücken und Gegenständen (von Meissener Porzellan über symbolistische Gemälde heimischer Meister bis hin zu einem aus
Amerika importierten Klavier der Firma »Crown«) ausstatten lassen.

So verbrachte Lenin – entgegen allem revolutionären Pathos – seine letzten Jahre in großbürgerlicher Pracht. Um diesen Widerspruch zu verbergen, wurden in der Sowjetzeit die Möbel mit weißen Bezügen überdeckt. Heute, nach deren Entfernung, kommt es zu einer seltsamen Überlagerung zweier Narrative.